Etwa 2- 3 Mal bei über 200 Beerdigungen die ich begleitet habe, wurde eine Beerdigung in Russischer Sprache von mir gewünscht. So wie auch heute, in meiner Muttersprache…
Denn was einige wissen und keiner hört oder sieht ist, dass ich weit im Osten, an der Grenze an China in Kirgisien geboren wurde. Bis zu meinem neunten Lebensjahr bin ich in der Hauptstadt Bischkek aufgewachsen und dort auch zur Schule gegangen.
Als ich im Sommer 2000 nach Deutschland kam, habe ich kein Wort der mir noch so fremden Sprache verstanden.
Der Satz: „Wie heißt du?“ Klang für mich wie von einem anderen Stern.
Mit dem Wort „vergessen“ konnte ich so gar nichts anfangen. Ich fragte, ob man mir bitte dieses Wort erklären könnte, denn es viel mir als Kind auf, dass man dieses Wort so unglaublich oft benutzt. Also musste es eine Wichtigkeit haben….
In der Schule, in der ersten Klasse war ich die Ausländerin, die einen einfach nicht verstanden hatte.
Doch als Kind saugt man alles so unglaublich schnell auf, sodass ich mich nach etwa zwei Monaten soweit verständigen konnte, dass ich von der ersten in die zweite Klasse versetzt wurde.
Nicht allein mein Verdienst, denn ich hatte eine unglaublich tolle Lehrerin, die mir jedes Wort in Ruhe erklärt hatte, welches ich nicht verstand.
Sprache schlägt Brücken und gibt einem Sicherheit. Je mehr Sprachen man beherrscht, desto einfacher hat man es mal in der Ferne.
So sehe ich immer wieder eine neue Herausforderung Beerdigung in Russischer Sprache zu gestalten. Zwar hört man natürlich, dass ich seit 20 Jahren in Deutschland voll und ganz angekommen bin, jedoch fühlen sich manche Angehörigen einfach mehr von einer eigenen „Landsfrau“ verstanden und aufgefangen. Ich kenne die Kultur, die Besonderheiten, die Unterschiede zu den Deutschen und eben auch die Sprache.
Ich gebe mir unglaublich viel Mühe, dass man mein Redenswerk auf allen möglichen Ebenen versteht.
Kultur