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Kein Lebenslauf, keine saubere Wohnung…

„Liebe Irina,

vielen Dank noch einmal für deine offene und fröhliche Art, mit
der du mit uns über P. gesprochen hast, um ihn kennen zu lernen.
Es fühlt sich richtig und gut an, dass du die Trauerrede halten wirst.“

Stellt euch vor, ein völlig fremder Mensch kommt in euer Heim.
Genau in der Zeit, in der ihr unglaublich traurig und verletzlich seid.
Genau dann, wenn ihr jemanden in eurem Leben verloren habt, den ihr unendlich liebt und schätzt.
Den Menschen, den ihr nun so schmerzlich vermisst.
Eigentlich wollt ihr genau jetzt die Tür versperren und keinen reinlassen.
Dieser Mensch sitzt nun bei euch mit am Tisch, auf eurem Sofa, auf der Picknickdecke im Freien, unter einem Baum.. Oder wo auch immer ihr euch wohlfühlt und will nun so viel wie nur möglich über euren Verstorbenen erfahren.
Eine gewisse Sorge gar Angst macht sich im Vorfeld breit.
Was bereite ich für dieses Gespräch vor?
Was will man alles wissen?
Und was ist, wenn ihr die Antwort auf meine Fragen in dem Augenblick einfach nicht wisst?
Euch schlichtweg nichts einfällt?
Denn bereits bei den wenigen Notizen und Stichpunkten hattet ihr euch doch schon so unglaublich schwergetan.
Ein verwirrender Gedanke folgt auf den nächsten, bis man gar keinen klaren Blick mehr aufs Wesentliche hat.

Diese Ängste und Sorgen will ich euch schon beim ersten Kontakt am Telefon nehmen.
Ihr braucht nichts vorzubereiten.
Keinen Lebenslauf, keine Zeugnisse.
Die Wohnung muss nicht aufgeräumt sein und keine Tiere weggesperrt. Nicht einmal einen Kaffee kochen müsst ihr, wenn euch die Kraft dazu fehlt.
Ihr sollt so wenig wie nur möglich tun müssen. Es ist eine Ausnahmesituation, denn schließlich plant man nicht jeden Tag eine Trauerfeier.Dabei leite und begleite ich euch. Alles, was ich euch abnehmen kann, werde ich euch mit ganzer Kraft abnehmen. Möglichst ohne euch dabei zu viel zu sein. Warum? Weil ihr mir von unserem ersten Kontakt an, wichtig seid. Und genau dass sollt ihr auch spüren.
Weil ich euch unbedingt einen schönen und würdevollen Abschied ermöglichen will. Weil ihr mir von Beginn bis zum Schluss so unglaublich am Herzen liegt.
Weil ihr mir vertraut und ich euch vertrauen kann.
Und dafür gebe ich alles. Irina

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