„Sehr geehrte Frau Hauber,
wir möchten uns recht herzlich für Ihre schöne Rede und Ihre Begleitung bei der Urnenbeisetzung von G. bedanken. Das war wirklich passend für unsere Kleine und hat Ihr Wesen Punktgenau getroffen.
Eine Bitte hätten wir noch. Könnten Sie die Rede mir zumailen. Besten Dank.
Mit freundlichen Grüßen“
Folgendes Szenario:
Mein Handy klingelt
Eine liebe Bestatterin ist dran, ein neuer Trauerfall.
Hätte ich Kapazität für das gewünschte Datum?
Kurzer Blick in den Kalender, passt!
Trauergespräch wollen die Angehörigen jedoch nicht.
Beim letzten Mal mit einem Redner hat dieses bereits ewig gedauert.
Und eigentlich hatten sie schon eine Trauerfeier mit Sarg und dem besagten Redner an einem anderen Ort.
Nun soll zur Beisetzung der Urne noch eine Trauerfeier gemacht werden.
Denn ohne alles beisetzen, fühlt sich nicht richtig an.
Könnte man alles genauso wieder machen, eben nur mit der Urne.
Ich kann gerne die Rede vom „Kollegen“ als Vorlage nehmen.
Doch ohne mit den Angehörigen jemals gesprochen zu haben, eine vorgefertigte Rede irgendwie zu kopieren möchte ich nicht.
Ich bitte um wenigstens ein Telefonat.
Man willigte ein.
Die Rede hatte ich mir im Vorfeld durchgelesen, war schließlich meine Art Vorlage.
Diese Rede war jedoch erfüllt vom puren Schmerz, Trauer und in jedem zweiten Satz kam gefühlt ein belehrendes Zitat oder ein schlaues Gedicht. Der Abschied von der Verstorbenen klang so unglaublich anklagend und voller Fragen. Fragen, auf die es keine Antworten gibt. Nach dem Lesen ging es mir selbst nicht gut. Ehrlich gesagt, ich hätte heulen und dabei diese Rede in der Pfeife rauchen können.
Klar, weiß ich nicht, was beim Trauergespräch gesprochen wurde. Aber so viel Traurigkeit und Anklage beim Abschied hat doch keiner verdient.
Ich will wirklich nichts schlecht machen, was andere machen, hat mich selten wirklich interessiert.
Aber es tat mir als Außenstehende in der Seele weh. Kein Wunder brauchten die Angehörigen einen zweiten Abschied. Doch zweimal „dieselbe“ Trauerfeier hat es nicht gegeben.
Und ich hoffe, das Redenswerk wird ihnen in der kommenden Zeit etwas Kraft und Trost geben.
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