Letzten Freitag durfte ich eine wunderschöne Trauerfeier auf dem Hauptfriedhof in Ulm begleiten. Am Ende könnt ihr lesen, wie die Angehörigen den Abschied empfunden haben.
Für mich war es wirklich sehr bewegend und die Anteilnahme überwältigend. Über 300 Trauergäste nahmen von dem lieben Roland Abschied und ich durfte mein Redenswerk über ihn halten.
Ob ich jedoch vor 3, vor 50 oder vor 350 Menschen mein Redenswerk über den geliebten verstorbenen Menschen halte, macht für mich keinerlei Unterschied.
Mit jedem Redenswerk lege ich ein Stück von meinem Herzen nieder.
Oft werde ich gefragt, wie es mir dabei geht, wie ich die einzelnen Trauerfälle verarbeiten kann. Seit meinem ersten Trauerfall am 26. Oktober 2018, welchen ich begleiten durfte, hatte ich die große Ehre bis jetzt 55 unterschiedlichste Seelen kennen zu lernen und deren Angehörigen einen schönen, persönlichen und würdevollen Abschied zu bereiten.
Oft werde ich auch direkt gefragt, ob es mich innerlich kaputt macht….
Auch ich denke nach jeder Begegnung mit den Angehörigen darüber nach.
Ich gehe in mich, höre ganz tief hinein. Am besten gelingt es mir, wenn ich in der Natur unterwegs bin.
Ich frage mich: Wie sehr nehmen mich die einzelnen Schicksale mit? Oder machen die vielen Trauerfälle mich etwa zu einem traurigen Menschen?!
Doch ich kann ganz ehrlich sagen, mir geht es gut!!
Natürlich bin ich ehrlich traurig über den Verlust der Angehörigen. Natürlich kullert bei mir die ein oder andere Träne des Mirgefühls wenn ich höre, wie sehr der Verstorbene gelitten haben muss.
Aber ich lache auch mit den Angehörigen von ganzem Herzen mit, wenn sie die lustigsten und buntesten Geschichten aus dem Leben des Verstorbenen erzählen.
Klar bin ich traurig, aber ich trauere nicht mit den Angehörigen. Ich kannte den Verstorbenen nicht, er stand mir nicht nah.
Das ist der grundlegende Unterschied. Klar verändern die Abschiede meine Sichtweise auf viele Dinge. Das passiert auch manchmal unbewusst und fällt im ernsten Moment vielleicht auch gar nicht auf. Aber es ist immer wichtig sich damit auseinanderzusetzen.
Ob ich ein Redenswerk halten kann, über jemanden, der mir sehr nah steht? Das weiß ich wirklich nicht. Damit werde ich mich auch hoffentlich noch nicht so bald befassen müssen. Aber ich werde mich dem sicherlich stellen.
Schließlich hat jeder einen schönen Abschied verdient.
Freud und Leid – Leben und Tod gehört bekanntlich zum Leben dazu. Und ich bin der Meinung, wer sich mit dem Tod befasst, der lernt auf jeden Fall etwas fürs Leben.
Und so lange ich den Hinterbliebenen mit meinen Redensweken helfen kann, werde ich auf meinem Weg als freie Rednerin durch die Angehörigen noch viele weitere Seelen kennenlernen dürfen.
„Liebe Frau Hauber,
nach unserer Trauerfeier am vergangenen Freitag habe ich mich in der aufgewühlten Stimmung nicht mehr von Ihnen verabschiedet. Ich möchte Ihnen für die Gestaltung unseres Abschieds von Roland danken. Ihre Rede hat mich und meine Familie sehr berührt und uns ein positives Gefühl gegeben. Sie haben es geschafft, diesem schmerzlichen Moment Würde und Sanftheit zu verleihen und tatsächlich eine schöne Feier entstehen zu lassen.
Das hätte Roland gefallen, da bin ich mir sicher. Uns Hinterbliebenen hat es sehr geholfen und ein gutes Gefühl hinterlassen, denn der Tod kann nicht das Ende sein. Vielen Dank dafür.
Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich alles Gute und eine frohe Vor-Weihnachtszeit.
Liebe Grüße,
Harald Steidl“
Auf meine Frage, ob ich die lieben Worte veröffentlichen darf (natürlich ohne Namen) kam folgende Antwort:
„Sehr gerne auch mit Namen, denn das ist meine ehrliche Meinung. Verwenden Sie es wie Sie möchten. Sie sind ein Glücksfall und es wäre schön wenn auch andere Menschen diese Erfahrung machen können.“
Denn dafür schlägt mein Herz
Redenswerk