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Aufm Bänkle

Woher meine Liebe fürs Bänkle kommt…
In meiner Kindheit saßen die alten Babuschi auf den Bänken vor dem Hochhaus, in dem meine Mama, Oma und ich, in einer kleinen Einzimmerwohnung in Bischkek im vierten Stock wohnten.
Eine Bank rechts, die andere links.
In der Mitte quasi der „Laufsteg“ zum Haus.
Die Omis auf der Bank haben einfach alles mitbekommen. Sie hatten die Kinder auf dem Spielplatz stets im Blick. Sie sahen mit ihren Adleraugen durch dicke Brillengläser ganz genau,
wer gerade das Haus verlassen hatte.
Wer wann aus welcher Richtung nach Hause kam.
Wer mit wem etwas zu tun hatte und warum nicht.
Somit hatte sehr früh der Platz auf den Bänken eine bestimmte Ausstrahlung auf mich.
Später traf man sich auf der Bank zum Reden oder zum Knutschen. Jedoch saß man nicht auf der Sitzfläche so wie all die anderen, sondern oben auf der Lehne und hatte die Füße unten abgestellt.
Coole Sitzhaltung ist eigentlich etwas anderes, aber es war damals eben so.
Irgendwann bekam die Bank für mich jedoch eine ganz besondere Bedeutung.
Die Bank war kein Treffpunkt mehr. Das Bänkle wurde zu einem Ort zum Verweilen und den Augenblick genießen.
Ich sah Oma und Opa auf der Bank an ihrem 60sten Hochzeitstag.
Irgendwann fing ich an, mir jemanden zu wünschen, der mit mir auch mal die Bank teilt.
Es müssen keine 60 Jahre sein, 50 wären ein Traum, oder wenigstens ein paar Sommer lang.
Die Bank ist für mich ein Symbol der Beständigkeit. Ein Zeichen, das man endlich im Leben angekommen ist.
Mit dem Herzen und seinem ganzen Sein. Man ist zufrieden mit dem Lauf der Dinge und kann sich die Zeit nehmen, um dort zu verweilen. Sich zu erden und den Sonnenuntergang bestaunen.
Irgendwann möchte ich auch als eine alte Babuschka, zufrieden auf der Bank sitzen und  sagen: „Es war vielleicht nicht immer das Beste, was man so gemacht hat. Klu(k)g war es vielleicht auch nicht immer… Es war nicht immer alles leicht und kunterbunt… Aber wir haben das Leben gelebt und das mit ganzem Herzen und mit all den Sinnen. Man blickt zurück auf das Leben und flüstert vor sich hin: HaMMer wars!“

Wer sitzt in 50 Jahren neben dir auf dem Bänkle? Kannst du es sehen?

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