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Irina, die Bestatterin

Irina, die Bestatterin.

Wenn ich meinen Leonhard frage, was er mal werden will, dann kommt wie aus der Pistole geschossen: Pilot. Er will am liebsten jetzt, mit 4 Jahren fliegen und aus dem Flugzeug rausschiesen.
Auch Eduard weiß mit seinen 2 Jahren bereits zu 100 Prozent, dass er Bauer sein will. Hier auf dem Hof liegt eine gute Basis dafür und er schläfst selbst mit einer Ballenpresse in den Armen seelig im Bettchen ein.
Wenn ich darüber nachdenke, was ich mal werden wollte:
In Leonhard seinem Alter ganz klar Kosmonautin! Juri Gagarin war mir bereits damals ein Begriff.
Ich malte Raketen und zählte Sterne.
In meiner Kindheit kam ich viel mit dem Tod in Berührung.
Da meine Oma in Bischkek die Verstorbenen in der Nachbarschaft und der ganzen Gegend gewaschen, angezogen und eingesargt hatte, war es für mich nichts Ungewohntes.
Für mich war es ganz normal einen Verstorbenen zu sehen. Ihn zu berühren, mich von ihm in Liebe mitten im Wohnzimmer zu verabschieden. Ohne Angst oder Panik. Keine Spukgeschichte dieser Welt von Untoten konnte mir je Angst einjagen. Denn ich wusste schließlich, dass es den Tod wirklich gibt, wie er riecht, dieser aussieht und auch, das er endgültig ist.

Der starke Wunsch Bestatterin zu werden wuchs in mir heran.
Doch leider habe ich mich dann doch nie getraut.Mir fehlte der Mut mich bei einem richtig guten Bestatter zu bewerben, weil jeder das hier in meiner „deutschen“ Umgebung so abartig fand.
Also kam die erste Ausbildung als Biotechnologische Assistentin mehr in Betracht. Obwohl ich von Anfang an merkte, dass es nicht das Richtige war, hab ich es durchgezogen, um am Ende der Ausbildung doch zu scheitern.
Ich wollte immer nah am Menschen sein. So landete ich zufällig im Hotelfach.
Die Arbeitszeiten waren oft heftig, doch
ich liebte einfach die vielen Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen.
Ich bediente auf Hochzeiten und beim Leichenschmaus. Servierte auf Taufen und großes Familien-und Firmenfeiern. Alle Vasetten des Lebens.

Nun mache ich etwas, was ich liebe.
Etwas, was ich lebe und voll und ganz darin aufgehe. Traumberuf
Auch wenn mich der Gedanke
„Irina die Bestatterin“ wohl nie loslassen wird..

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